Die drei Tage, die wir mit dem israelischen Psychologen und Humortrainer Mag. Jacob Klein verbringen durften, gestalteten sich als eine ganz besondere Zeit. Freitag Abend und Samstag ganztags nahmen elf Personen am Workshop „Vergebung lernen – eine Form der Selbstfürsorge“ teil. Mag. Klein stellte uns ein Modell vor, das zwischen den beiden Polen „Aggressor“ und „Opfer“ aufgespannt war und wir lernten, dass die beste Art, herausfordernde Situationen zu meistern, auf dem „Äquator“ zwischen diesen Polen liegt. Dort, wo man nicht mehr mit Druck und Gewalt seine Meinung durchsetzt, aber auch nicht in die Opferrolle schlüpft, die sich im Selbstmitleid erschöpft. Es gilt, die Mitte zwischen beiden einzuüben, ein lösungsorientiertes Herangehen an Probleme zu suchen, das mein Gegenüber existieren lässt und mich selbst genauso.
Mag. Klein zeigte uns, dass diese beiden Pole in jedem Menschen vorhanden sind, dass sie aber letztlich nur Rollen sind, die man ablegen kann. Niemand muss Täter bleiben, niemand muss sich auf die Opferrolle festnageln lassen.
Anhand von Rollenspielen übten wir in Alltagssituationen das Verlassen beider Pole hin zu einer versöhnlichen Mitte.
Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Vergebung, wurde uns gezeigt, dass Vergebung uns selbst befreit ,den Blick auf die Zukunft ausrichtet und die kräftezehrende Ankettung an vergangene Verletzungen aufgelöst wird. Vergebung bedeutet den Ausstieg aus der endlosen, Rache – orientierten Gewaltspirale. Sie nimmt in den Blick, dass Täter oft auch Opfer sind und manchmal Opfer auch ein wenig Täter. Und: Vergeben wird nicht die Tat, sondern vergeben wird dem Täter.
Bei aller Ernsthaftigkeit des Themas, gab es jedoch auch viel zu lachen, was sich dann am Sonntag zu einem humoristischen Vortrag über den jüdischen Humor hin steigerte, den sehr viele Menschen sich nicht entgehen lassen wollten. Mag. Klein zeigte uns auch hier nicht nur, dass er sehr gut Witze erzählen kann, sondern auch, dass Humor nicht das selbe ist wie Witz. Er verglich Humor und besonders den jüdischen mit einer Perle, die eine Muschel dann ausbildet, wenn sie verletzt worden ist, z.B. durch ein Sandkorn. Wirklicher Humor ist eine Überlebensstrategie, die, wie eine Muschel ein Körnchen, Leid und Schmerz umschließt und erträglich macht.
Vielen Dank, lieber Jacob, für diese drei bemerkenswerten Tage!