Eine Replik auf ein Posting der Bürgermeister auf Facebook

Liebe Pfarrgemeinde!
Leider müssen wir unseren Pfarrkindergarten mit 31.8.2023 schließen. Es war eine Entscheidung, die wir uns nicht leicht gemacht haben. Dass nun in den Sozialmedien verbreitet wird, dass die ED Wien und die Pfarren die Kinder im Stich lassen, weise ich auf das Schärfste zurück! Wir haben in den letzten zwei Jahren gekämpft. Dass nun, wie ich in einem Artikel auf Facebook lese, steht „SCHLUSS MIT VERUNSICHERUNG DURCH UNWAHRHEITEN“ bringt mich trotz der traurigen Situation zum Lachen: Denn anscheinend halten sich die Autoren selbst nicht an ihr Wort.
Fakt ist, dass die Förderlandschaft in Österreich sehr unterschiedlich ist. Während in einem Bundesland die ED Wien und die Pfarren Kindergärten eröffnen und betreiben können (siehe Nikolausstiftung), müssen sie in einem anderen Bundesland schließen, weil die Förderung einfach zu gering ist. Es stimmt, dass wir es im Juli erreicht haben, dass die Gruppenförderungen angeboben worden sind. Doch zwei Monate später wird eine Offensive gestartet, die im Punkt drei schreibt: Die Anzahl der Kinder in einer Gruppe werden kleiner. Das bedeutet für einen Privatanbieter weniger Elternbeiträge bei gleichbleibender Förderung. Jeder, der rechnen kann, wird zum Schluss kommen: Das kann sich finanziell nicht ausgehen. Während in einem Bundesland die acht Kindergartengruppen unserer Pfarrkindergärten eine Förderung von € 360.000 bekommen, würde ihnen in einem anderen Bundesland 1,06 Millionen gewährt: Sind die Kinder unterschiedlich? Wo liegt die Begründung dafür?
Anstatt sich nun gegenseitig die Schuld zuzuschieben, sollten wir gemeinsam überlegen, wie in Österreich die Kindergärten unterstützt werden können. Warum braucht es neun unterschiedliche Gesetze? Neun unterschiedliche Förderstrukturen?
Bleiben wir also bei der Wahrheit. Wir schließen, weil wir es uns nicht mehr leisten können und auch nicht die Elternbeiträge so in die Höhe schrauben können, um das fehlende Geld auszugleichen. Wir schließen nicht, weil wir die Eltern und die Kinder in Stich lassen. Wer das behauptet, hat vergessen, dass wir über 40 Jahre hunderte Kinder und Familien begleitet haben! Diese Behauptung ist unfair und unwahr! Als Pfarrer von Neunkirchen verwehre ich mich gegen die Behauptung, Familien im Stich zu lassen oder Kinder auf die Straße zu setzen!
Auch wenn bald Wahlen sind, sollten wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und den Menschen nicht vergessen! Vielleicht findet sich jemand, der bereit ist, die Pfarrkindergärten so finanziell zu unterstützen, dass wir das fehlende Geld aufbringen. Ich habe immer gesagt: Wenn wir 5.000 Personen finden, die uns jedes Jahr € 100 spenden (da sind 27 Cent pro Tag!) können wir bestehen bleiben. Seit wir den Kindergarten in Neunkirchen erneuert haben, habe ich 5 Paten gefunden, die mit einer monatlichen Spende uns unterstützt haben. Ihnen danke ich dafür! Vielleicht finden wir weitere 4.995 Personen. Und vielleicht bewirkt unsere Entscheidung ein Umdenken nicht nur in den betroffenen Regionen, sondern auch auf höherer Ebene.
Das zu schreiben, war mir ein Bedürfnis, weil ich es schade finde, wenn andere nun eine billige Kritik gegenüber den betroffenen Pfarren und der ED Wien schreiben und Kommentare hinzugefügt werden von manchen, die nicht immer der Wahrheit entsprechen und wo nicht immer die Beweggründe bekannt sind!