Am vergangenen Mittwoch begrüßten wir Dipl. Theol. Friedrich Bernack bei uns. Er betrachtete mit uns erneut die Bergpredigt – diesmal unter dem Aspekt der Beziehung zu Gott und untereinander. Wir erfuhren, wie kunstvoll der Text der Bergpredigt bei Matthäus aufgebaut ist. Wie bei vielen Texten der Hl. Schrift steht das Wichtigste, die Kernaussage, in der Mitte. Bei der Bergpredigt ist es das Vater Unser! Die Chassidim sprechen von einem „innerstem Pünktlein“, ohne das das Umgebende hohl wird, wenn es herausgenommen wird. Die Form mag weiterbestehen, aber sie wird inhaltslos und sinnlos. Dieses „innerste Pünktlein“ der Bergpredigt ist das Vater Unser mit seiner Aussage: Ich bin da, ich bin euer Vater!
So wie Gott im Buch Genesis die Verkündigung der Zehn Gebote mit den Worten einleitet : Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Es bedeutet nichts Anderes als dass Gott uns immer schon zuerst geliebt hat. Dies wiederholt sich im Vater Unser. Weil er unser liebender Vater ist, schon immer bei uns ist, dürfen wir uns voller Vertrauen an Ihn wenden. Im Zentrum der Bergpredigt steht also die Liebe Gottes zum Menschen.
Umgeben wird dieser innerste Kern von den Regeln im Umgang mit den Menschen und für das Verhalten den Dingen und der Welt gegenüber.
Im Zentrum steht also immer die Liebe Gottes zum Menschen, an die wir glauben dürfen. Der hebräische Ausdruck für glauben hat dabei nicht diese vage Bedeutung wie das deutsche Wort, sondern meint, fest stehen, verwurzelt sein in Gott.
Von da her ist auch die Aussage über Abraham im Buch Genesis zu verstehen: Abraham glaubte dem Herrn. Und weiters: Geh deinen Weg vor Meinem Antlitz und sei „ganz“.( In der Einheitsübersetzung nicht ganz zutreffend mit „rechtschaffen“ übersetzt.) Ganz sein bedeutet hier authentisch sein und es wird mit der Ankündigung verbunden … und du wirst ein Segen sein für alle Völker.
Dies gilt auch für uns, wenn wir uns „in Gott verwurzeln“, ihm vertrauen. Christus nennt es Salz der Erde und Licht der Welt. Eben das, was wir als Christen für die Menschen sein sollen.
Als Training für die Bergpredigt sind uns drei Dinge angeboten: Beten, um sich immer mehr in Gott zu verwurzeln. Almosen geben, um uns unseren Nächsten zuzuwenden. Und Fasten, um ein gesundes Verhältnis zu den Dingen dieser Welt zu erlangen.
Ist es nicht schön, sich bewusst zu machen, dass wir von Gott immer und zu alllererst geliebt sind?