Am 25. September begrüßten wir Mag. Andre Jesinghaus als Referenten zu einem Thema aus der Kirchengeschichte, das von Personen, die der Kirche fernstehen, oft als Anlass für Kontroversen dient – nämlich die Kreuzzüge.
Der Kirchenhistoriker beeindruckte uns dabei durch die detailreichen Kenntnisse dieser Periode. Und wie so oft stellte sich auch hier heraus, dass es sinnvoll ist, sich über Ereignisse genauer zu informieren, bevor man ein Urteil fällt. Mag. Jesinghaus bemühte sich sehr, besonders die Gesinnung der Teilnehmer an den verschiedenen Kreuzzügen zu beschreiben, die Probleme, die sich zum Beispiel in der Versorgung ergaben oder in der Betreuung Verletzter.
Wir erfuhren die Beweggründe für die Entstehung der Tempelritter, des Joanniterordens ( heute: Malteser ) und des Deutschen Ordens. Es ging eigentlich nicht um Eroberungszüge um Reichtum anzuhäufen, sondern um Schutz für die Pilger im Heiligen Land. Wobei es rund zweihundert Jahre dauerte, bis man überhaupt auf zahlreiche Ermordungen von Pilgern zu reagieren begann. Ab dem 4. Kreuzzug ging es langsam bergab. Der Hauptgrund dafür ergab sich aus dem Versorgungsproblem. Der Nachschub wurde ausschließlich auf dem Landweg transportiert und erschöpfte sich allmählich.
Zu den positiven Folgen der Kreuzzüge zählen die Blüte der Wissenschaft, besonders der Medizin, durch den Kontakt mit der arabischen Welt. Aber auch die Wiederentdeckung Aristoteles´, ohne den ein Thomas von Aquin nicht denkbar wäre. Architektonisches Wissen wurde weiterentwickelt und bildete die Voraussetzung für den gotischen Dombau. Nicht zuletzt begann der Handel im Mittelmeerraum zu florieren.
Sehr beeindruckend war das „Palästinalied“ des Walther von der Vogelweide, welches eine tiefe Liebe zum Heiligen Land erkennen lässt, die wohl viele der Kreuzfahrer motiviert hat.
In der ersten Strophe des Liedes heißt es:
Jetzt erst lebe ich richtig, seitdem mein sündiges Auge das Heilige Land und die Erde sieht,
von der man so viel Ehrenvolles sagt.
Mir ist zuteil geworden, worum ich immer gebeten habe:
ich bin an diejenige Stätte gekommen,
wo Gott als Mensch wandelte.
Herzlichen Dank an den Vortragenden, dass er durch seine Beschreibungen diese Zeit für uns so lebendig werden ließ.